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Hubschrauberübung der Bergwacht Chiemgau mit Windentraining und RECCO SAR-Helikopter-Detektor

Seit Herbst 2021 sind an den Bergrettungswachen in Bad Reichenhall und Sonthofen zwei RECCO SAR-Helikopter-Detektoren stationiert. Am Samstag, 30. April 2022 veranstaltete die Bergwacht Chiemgau in Ruhpolding nun eine Windenübung, bei der auch ein Training mit dem neuen Personensuchsystem absolviert wurde. Wegen schlechten Wetters konnte die Übung nicht komplett durchgeführt werden, brachte aber wertvolle Erkenntnisse im Zusammenspiel der Beteiligten.

Das Ortungssystem zur Vermisstensuche wird von der Bergwacht Bayern in Zusammenarbeit mit der Polizeihubschrauberstaffel Bayern betrieben. Die 70 Kilogramm schweren Suchgeräte in der Form einer Boje senden und empfangen ein gerichtetes Radarsignal und werden an einem Stahlseil unter dem Helikopter angehängt. Damit können die Retter in kurzer Zeit große Gebiete nach vermissten, verirrten und verunfallten Personen absuchen. Das „Search And Rescue“ (SAR)-System ist eine Weiterentwicklung des seit 1983 existierenden RECCO-Lawinenrettungssystems und ermöglicht sommers wie winters die Personenortung in unwegsamem Gelände.

Der RECCO SAR-Helikopter-Detektor wird zum Hubschrauber gebracht. ©Hansi Herbig/RECCO

Bei ihrer Jahreshauptversammlung Ende April 2022 berichtete die Bergwacht Chiemgau zuletzt über die Rekordzahl von 34 Bergtoten in der Region im Vorjahr und deutlich steigenden Unfallzahlen in den Sommermonaten. 867-mal mussten die ehrenamtlichen Bergretter 2021 ausrücken, davon 650-mal im Sommer. Das waren rund 100 Sommereinsätze mehr als im Vorjahr. Diese Entwicklung verdeutlicht die Notwendigkeit einer schnellen und ganzjährigen Vermisstensuche in unwegsamem Gelände, wie sie der RECCO SAR-Helikopter-Detektor ermöglicht.

Ganzjährige Suche möglich

„Das RECCO Vermissten-Suchsystem ist seit 1. November 2021 scharf geschaltet“ , berichtete der Leiter der Bergwacht Chiemgau, Dr. Klaus „Nik“ Burger. „In Deutschland gibt es derzeit zwei Standorte, Sonthofen und Bad Reichenhall. Wir gehen davon aus, dass wir damit flächendeckend den bayerischen Alpenraum und ganz Bayern abdecken können. Bei entsprechender Anforderung stünden wir auch deutschlandweit zur Verfügung.“ Derzeit seien bayernweit zwanzig Operatoren der Bergwacht an dem neuen Gerät ausgebildet, die während der Suche im Helikopter mitfliegen und den Detektor bedienen.  „Die Vorteile liegen klar auf der Hand“, so Burger. „Zum einen ermöglicht das Gerät eine ganzjährige Suche, zum anderen geht die Suche schnell – wir können innerhalb von sechs Minuten einen Quadratkilometer absuchen.“ Für eine erfolgreiche Suche muss der Vermisste einen sogenannten RECCO-Rettungs-Reflektor bei sich führen, der das Radarsignal des Detektors zu dessen Empfänger zurückwirft.Diese Reflektoren sind leicht und klein, benötigen keine Stromversorgung und sind häufig in Outdoor-Kleidung oder anderen Ausrüstungsgegenständen wie Bergschuhen, Helmen, Klettergurten oder Rucksäcken vernäht. „Inzwischen sind die Reflektoren auch zum Nachrüsten erhältlich“, weiß Burger zu berichten.

Der Detektor wird mit einem Stahlseil am Haken des Hubschraubers befestigt. ©Hansi Herbig/RECCO

„Solche Übungen wie heute sind für uns sehr gewinnbringend und vor allem sehr wichtig, damit wir im Einsatzbetrieb zusammen mit der Bergwacht die Einsätze auch sicher und zügig durchführen können“, ergänzte Peter Kreuzer, Leiter Flugbetrieb der Polizeihubschrauberstaffel Bayern. „Davon hängen ja immer, wenn es hart auf hart geht, auch Menschenleben ab. Für den Einsatzerfolg ist ein gutes Zusammenspiel wichtig, weil selbst der beste Flieger und der beste Operator nur funktionieren, wenn sie auch aufeinander eingestimmt sind.“

Suche wird in immer kleinere Bereiche eingegrenzt

„Der Detektor wird mit einem Stahlseil am Haken des Hubschraubers befestigt“, erklärte Andreas Zenz, RECCO SAR Projektleiter der Bergwacht Chiemgau. Im Flug suche man dann hundert Meter breite Korridore ab. Wenn der Detektor ein Signal empfange, gebe er einen gut vernehmlichen Ton ab, den alle im Helikopter hören können. „Dann drehen wir eine Runde und grenzen die Suche in kleinere Bereiche ein.“ Sobald die Retter die gesuchte Person geortet haben, sucht sich die Besetzung entweder einen Landeplatz in der Nähe, um die Retter herauszulassen, oder sie setzt den Detektor ab, um in unwegsamem Gelände die Bergretter mit der Winde hearablassen zu können. „Am Boden beginnt dann die Feinsuche mit einem Handgerät“, so Zenz.

Michael Vierling, Ausbilder bei der Bergwacht, betonte: „Die Aufgaben, die wir hier übernehmen, werden in anderen Ländern normalerweise von hauptamtlichen Luftrettern gemacht. Dort ist es so, dass die Luftretter fest bei der Hubschrauberbesatzung dabei sind.“ In Bayern habe man die Besonderheit, dass die Luftretter von der Bergwacht stammen und daher ehrenamtlich seien. „Und das ist die Schwierigkeit, dass wir versuchen müssen, auf einem ehrenamtlichen Level das Niveau von jemand zu erreichen, der das hauptberuflich macht. Deswegen sind diese Übungen entsprechend wichtig.“

Die Bergretter und die Piloten konnten am Samstag das An- und Abhängen der Boje sowie Abheben und Landung trainieren. Aufgrund des sich rapide verschlechternden Wetters konnte die Übung nicht komplett durchgeführt werden. Ein weiterer Termin folgt jedoch bald.

Weitere Informationen zu RECCO Reflektoren unter www.recco.com